Corona in Sri Lanka

Wenn es um das Attribut „leidgeprüft“ geht, kommt man ganz sicher nicht am Volk, an den Menschen Sri Lankas vorbei. Armut, Unterversorgung, Bürgerkrieg, Tsunami, Überschwemmungen, Denguefieber, … und nun auch noch Corona.

Es ist an dieser Stelle müßig, sich über diese Infektionskrankheit selbst, über ihre Ursachen und Verbreitung, über Zahlen und Statistiken auszulassen. Die Meinungen und Meldungen dazu gehen oft auseinander, vom Wahrheitsgehalt nicht zu reden. Es gibt jedoch einen weltweit herrschenden Konsens: das Covid-19-Virus ist gefährlich, es gibt eindeutige Symptome, es gibt Leid und es gibt Tote, daher sind eben auch weltweit Gegenmaßnahmen – auch in Sri Lanka – unumgänglich.

Es ist nun ebenso müßig, sich über den Zeitpunkt, die Wirksamkeit bzw. Sinnhaftigkeit einzelner dieser Gegenmaßnahmen auszulassen. Selbst Experten sind darin uneins und erst die Zeit wird offenbaren, was angemessen und nützlich war und was nicht. Während die Einschränkungen und Folgen im reichen Deutschland noch halbwegs abgefangen werden können, trifft es die Menschen in einem armen Land wie Sri Lanka doppelt hart. Der weit überwiegende Bevölkerungsanteil lebte vorher ohnehin am Existenzminimum, nun führen die auch in Sri Lanka verordneten „Lockdowns“, „Curfews“, „Shutdowns“ , also Ausgangssperren und Schließungen, mehr und mehr in eine kaum noch zu bewältigende Belastung für die Menschen und ihre Familien. Dass wie hier auch in Sri Lanka Kindergärten, Schulen und Universitäten geschlossen, Ämter kaum besetzt sind, Non-Food-Läden und Märkte schließen mussten, Großveranstaltungen abgesagt wurden u.ä. ist vergleichsweise noch irgendwie eine Zeitlang zu verkraften. Kaum zu verkraften ist dort auf Dauer jedoch, dass durch die Schließungen und Beschränkungen die einzige Einkommensquelle für Tausende Familien in Sri Lanka versiegt ist! Das gilt für Fabrikarbeiterinnen (es fehlen die Rohstoffe aus China), für die Beschäftigten im zusammengebrochenen Tourismus- und Hotel-Bereich, für Dienstleister, Händler und Gewerbetreibende, für die Beschäftigten im Transportwesen, für Hilfsarbeiter, für die vielen Tagelöhner, die von ihrem ohnehin niedrigen und auch nur gelegentlichen Lohn ihren Lebensunterhalt bestreiten müssen.
Die Menschen haben kaum Rücklagen (woher auch…) und so gibt es derzeit Schlangen vor den Pfandhäusern, die Menschen verkaufen ihre wenigen Wertgegenstände und Habseligkeiten, um sich Lebensmittel kaufen zu können! Ganze Orte leiden unter einer Quarantäne, die kaum Gelegenheit lässt, wenigstens Nahrungsmittel zu beschaffen. Aber auch die anderen haben riesengroße Probleme, in den wenigen sperrzeitfreien Stunden überhaupt an Lebensmittel zu kommen. Das ohnehin chronisch unterversorgte Gesundheitswesen ist erst recht in Corona-Zeiten überfordert – die Leidtragenden sind die Kranken.

Maßnahmen zur Entspannung und zur Erleichterung gibt es zwar. So kümmert sich z.B. die Armee teilweise mit um Versorgungsleistungen, es gab 5.000 SLRupees (ca. 25 Euro) für Selbständige, um wenigstens den Monat April zu überbrücken. Diese und Maßnahmen auf anderen Gebieten sind jedoch für die Masse der Bevölkerung absolut unzureichend. Das Leben der Menschen in Sri Lanka ist daher insgesamt von tiefer, existentieller Sorge und Unsicherheit geprägt.

Hinzu kommt, dass die Zahl der Erkrankungen und Todesfälle in Sri Lanka noch einige Zeit weiter ansteigen wird, sicher begünstigt durch viele Einreisen (die leider erst sehr spät gestoppt wurden), durch viele andere Beispiele unbewusster, fahrlässiger und unkontrollierter Verbreitung im Lande.

Was also tun? Was tun!

Ward 25 sorgt dafür, dass zumindest die Patenkinder und ihre Familien während der Maßnahmen ausreichend versorgt sind, hält die Kontakte zu den Schulen aufrecht (wegen der Ausgangssperren zumindest telefonisch). Für akute Notfälle stehen unsere Fonds bereit. Diese werden ausschließlich aus Ihren Spenden gefüllt…. Für alle, die beitragen möchten, den im tatsächlichen Sinne ‘leidgeprüften‘ Menschen in Sri Lanka zu helfen, stehen unsere beiden Bankverbindungen zur Verfügung :
Ward 25 – Hilfe für Sri Lanka, Commerzbank Hannover IBAN: DE18 2504 0066 0480 9869 00
Sparkasse Schwarzwald-Baar IBAN:DE17 6945 0065 1150 2575 25
Verwendungszweck: Corona-Hilfe Sri Lanka

Vielen Dank!

COLOMBO, 2. Mai 2020, nachmittags – Impressionen

Leere Straßen …

Zentraler Bus-Stand

Markthalle

Mobiler Verkauf … für Brot

… für Gemüse

… für Fisch

Fliegender Händler

Ein paar Tage Essen für die Familie

Ward 25 organisierte Medical Camp – 500 kamen zur mobilen Sprechstunde …

„Gesundheit ist das größte Geschenk“ lautet die aus dem Singhalesischen übersetzte Überschrift auf einer der Bekanntmachungen in und um Horawadunna, einem kleinen Ort in ländlichem Gebiet, ca. 70 km nordöstlich von Colombo entfernt, die das jüngste „Ward 25 – Medical Camp“ ankündigten. Am Ende des Textes heißt es „Jeder ist willkommen“…

Menschen in Sri Lanka – besonders auf dem Lande – leiden schwer unter der kaum entwickelten medizinischen Grundversorgung. Es sind lange und oft nur schwierig zu bewältigende Wege bis zur nächsten Arztstation, in der Regel stundenlange Wartezeiten, hinzu kommen sehr schwer oder nicht aufzubringende Kosten für diverse Medikamente …

Ward 25 begann schon vor über 15 Jahren damit, mobile Arztpraxen bzw. Sprechstunden, sogenannte Medical Camps, für die Bevölkerung vor Ort zu organisieren. Bislang letztes Beispiel war Anfang des Jahres das Medical-Camp in Horawadunna. Die Räumlichkeiten stellte die dortige Schule zur Verfügung, die eine Ward 25-Partnerschule des Gymnasiums in Peine ist. Es wurde von den dortigen Helfern alles Notwendige umgesetzt, u.a.  wurden die Bekanntmachungen in der Gegend angebracht, Mobiliar geräumt und beschafft, die Räumlichkeiten zweckmäßig vorbereitet. Durch die Ward 25 Group wurden für diesen Tag 8 Ärztinnen, 2 Pharmazeuten und 2 Optiker gewonnen, die sich freiwillig und kostenlos zur Verfügung gestellt haben, es wurden aus Spendenmitteln gebräuchliche Medikamente beschafft und bereitgestellt, alle angefallenen Transporte übernommen.
Die Resonanz am Tag der Öffnung war überwältigend. Bereits früh drängten sich die Menschen. Jeder wurde registriert, jeweils einem Arzt bzw. Spezialisten zugewiesen, von diesem befragt und untersucht. Es wurden Rezepte ausgestellt, die meisten Medikamente gleich an Ort und Stelle ausgegeben. Es wurden Überweisungen ausgeschrieben, sofern gesundheitliche Probleme nicht gründlicher diagnostiziert oder behandelt werden konnten.

Die Ersten kamen bereits eine Stunde früher …

„Warte-und Behandlungszimmer“

 

 

 

 

 

 

 

Medikamentenausgabe

Augenuntersuchung

 

 

 

 

 

 

Bei fast 250  Besuchern des integrierten „Eye-Camps“ wurde von den beiden Optikern das Sehvermögen untersucht. Mit diesen Angaben konnten einige Tage später für jeden Einzelnen passgerechte (!) Brillen – natürlich kostenlos – zur Verfügung gestellt werden! Dass Menschen – oft nach Jahren! – endlich wieder richtig sehen und lesen können, war Allen von Anfang an ein ganz wichtiges Anliegen.

Anpassen der richtigen Linse

228 neue und passgerechte Brillen

Endlich wieder lesen können ..

 

 

 

 

 

 

 

Am Ende des Tages wurden nahezu 500 (!) Männer, Frauen und Kinder gezählt, die diese Gelegenheit für eine „Sprechstunde vor Ort“ genutzt haben. Die Anerkennung, Dankbarkeit und Freude  der Menschen war eine volle Bestätigung dessen, was beabsichtigt war. Dies hinterließ bei allen Beteiligten eine tiefe Befriedigung. Die Mühen des ansonsten überaus anstrengenden und langen Tages waren schnell vergessen.

Das nächste Ward 25-Medical Camp und -Eye-Camp sind jedenfalls schon geplant …